Oliver Frljić

Werk

Anna Karenina oder Arme Leute
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Theaterstück, 2019

Zwei Geschichten über die Liebe unter dem Druck der Verhältnisse: In Anna Karenina widmet sich Lew Tolstoi Ende der 1870er Jahre den tektonischen Verwerfungen, die unter der zuckerigen Oberfläche des Reichtums unermüdlich arbeiten. Annas Geschichte ist auch die des heutigen Westeuropa, einer Gesellschaft, die ahnt, dass sich etwas ändern wird, aber nicht weiß, wie das Neue aussehen wird. Dostojewskijs Roman Arme Leute dagegen ist »nur« ein Bündel Briefe – Reste der Beziehung zwischen Makar und Wawara, eines Paars ohne Zukunft. Die Liebe, so Dostojewskijs bittere Erkenntnis, können sie sich nicht leisten. Oliver Frljić eröffnet die große Bühne des Gorki mit einem doppelgleisigen Abend, der die zwei großen Romanciers aufeinandertreffen lässt.

Imaginary Europe
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Theaterstück, 2019

Oliver Frljić macht sich mit dem Europa Ensemble auf die Suche nach einem theatralischen Utopia. Im Angesicht des Erstarkens rechtspopulistischer Bewegungen, zunehmender Intoleranz und den Herausforderungen moderner Migrationsgesellschaften, fragt er nach der Verantwortung von Intellektuellen und Künstler*innen. Mit Peter Weiss und seiner Ästhetik des Widerstands wird auf zwei Schlüsselwerke der Malerei und damit auf verschiedene Aspekte der Französischen Revolution kritisch analytisch geblickt: Was ist aus dem Ideal von Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit geworden? Biographisches Material der Schauspieler*innen führt das Publikum mitten in die Widersprüche unserer unübersichtlichen Gegenwart. Ist der europäische Traum noch zu retten?

Mit Tenzin Kolsch, Claudia Korneev, Tina Orlandini, Adrian Pezdirc, Jaśmina Polak, Jan Sobolewski

Eine Zusammenarbeit zwischen dem Schauspiel Stuttgart, dem Nowy Teatr, Warschau und dem Zagreb Youth Theater (Zagrebačko kazalište mladih). Gefördert durch die Kulturstiftung des Bundes

Medea
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Theaterstück, 2017

Medea bietet einen Einblick auf die dunkelsten und marginalen zwischenmenschlichen Konstellationen: es ist nicht nur eine Tragödie einer Frau, sondern auch ein emanzipatorisches Experiment; sie ist nicht nur eine Heldin, Hexe oder Liebhaberin, angetrieben von irrationaler Leidenschaft – sondern auch Teil einer bestimmten sozialen Klasse und eine tragische Konsequenz der widersprüchlichen Politik. Die Rache von Medea fragt nach der Möglichkeit, ein anderes gesellschaftliches Universum zu schaffen.

Mit Nataša Matjašec Rošker, Branko Jordan, Miloš Battelino, Davor Herga, Maša Žilavec, Ivica Knez, Matija Stipanič, Mojca Simonič, Viktor Meglič

Gastspiel des Slowenischen Nationaltheaters Maribor

Oliver Frljić wurde 1976 geboren. Für seine Inszenierungen wurde Frljić mehrfach ausgezeichnet und zu internationalen Festivals eingeladen. Am Gorki inszenierte er Gorki – Alternative für Deutschland? sowie Ein Bericht für eine Akademie und Anna Karenina oder Arme Leute. Im Rahmen des 4. Berliner Herbstsalons werden seine Inszenierungen Imaginary Europe und Medea zu sehen sein.