Ersan Mondtag

Werk

Hass-Tryptichon - Wege aus der Krise
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Theaterstück, 2019

Sie leben an einem Autobahnzubringer digital vereinsamt, durch Klamotten von der Stange mühsam in einer Form gehalten. Sie haben sich und den anderen nicht viel zu sagen, die Erinnerungen sind nicht der Rede wert, die Zukunft erst recht nicht und das Gespräch mit den Kindern, Katzen, Nachbarn ist schon lange abgebrochen. Der homo europaeus jedweden Geschlechts und Alters in Sibylle Bergs neuem Stück ist in der Warteschleife der automatischen Sinnbeantwortung hängengeblieben. Aber es gibt Wege aus der Krise! Berg setzt eine Gesellschaft im psychotektonischen Prekariat auf die Couch ihres Therapeuten. Der heißt „Hassmaster“, und führt in drei lyrischen Flügelschlägen seine Probanden von der Anamnese der Tristesse, über die Erkenntnis der Wut hin zur Lösung aller Probleme. Ersan Mondtag inszeniert Bergs bitterböse Farce in einer Koproduktion mit den Wiener Festwochen als Singspiel mit Kompositionen von Beni Brachtel und Benny Claessens als Dark Angel der Gruppentherapie.

Salome
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Theaterstück, 2018

Im Palästina kurz vor der Erfindung des Christentums herrscht Herodes Antipas als Statthalter der römischen Besatzungsmacht. Sein Einfluss schwindet, ihm droht das Schicksal einer politischen Lame Duck – Druck aus Rom, Druck von der Straße oder besser gesagt aus der Wüste, wo sich um den radikalen Täufer Johannes eine immer größer werdende Schar von Fanatikern sammelt. Herodes feiert ein Fest, um sich Luft zu verschaffen. Aber sein Begehren nach Salome gibt ihm, seinem Hof und vor allem Salome keine Ruhe. Diese hält sich lieber vor der Festung auf. Die Wüste verspricht die Verheißung der Leere und der Übersichtlichkeit, der Klarheit und der Reinheit. Diese Gedanken ergreifen Salome und später den ganzen Hof wie eine Infektion. Doch statt Ordnung bringt der Fundamentalismus den Untergang. Thomaspeter Goergen bricht aus der Vorlage Oscar Wildes einzelne Motive heraus und treibt so das berühmte fin-de-siecle Stück ins Dilemma der Jetztzeit – Perversion und Fundamentalismus als das zerstörerische Gemisch aus diffuser Angst und realer Macht. Ersan Mondtag inszeniert diese Zuspitzung bildgewaltig und lustvoll düster: »Die Besten von nichts überzeugt, die Schlechtesten leidenschaftlich besessen.« W. B. Yeats

Ersan Mondtag, 1987 geboren. Seine Inszenierungen am Schauspiel Frankfurt, Staatstheater Kassel und Schauspielhaus Dortmund wurden u.a. zum »radikal jung« Festival und zum Berliner Theatertreffen eingeladen. Mondtag inszenierte am Gorki nach Ödipus und Antigone zuletzt Salome. Teilnahme am 2. und 3. Berliner Herbstsalon.