Regina José Galindo
Werk

Performance, 2019
Eine Gruppe von Frauen mit Äxten und Stahlrohren zerstört ein Auto der Marke BMW, Symbol für patriarchale Macht und kapitalistische Ausbeutung: »We will not demonstrate good manners – we will not keep more silence.«
Foto: © Egbert Trogemann, VG Bild-Kunst Bonn
Soundinstallation, 2019
Tausende deutsche Frauen wurden am Ende des Zweiten Weltkriegs sexuell missbraucht. Nicht nur von sowjetischen, sondern auch von französischen, englischen und US-amerikanischen Truppen. Selten sprechen Frauen aus Scham, Schuld und politischen Gründen über die Gräueltaten. Doch der Körper der deutschen wie der Körper von tausenden anderen Frauen auf der ganzen Welt wurde als Kriegsbeute angesehen. Regina José Galindo nimmt Zeugnisse und die Berichte von Vergewaltigungen, die Alliierte begangen haben, und bat ältere Frauen aus Berlin, sie laut zu lesen.
Sprecherinnen Liz Schmidt, Henriette Bothe, Gisela Trentmann-Schrick, Erdmute Schlusnus, Annette Rentz-Lühning

Fotografie, 2016
In der Performance, die Galindo 2016 in Italien durchführte, schichten Männer und Frauen unterschiedlichen Alters freundlich und als Akt gemeinsamer Verständigung einen riesigen Scheiterhaufen auf. Das Werk führt uns die historische Akzeptanz der Hexenverbrennung vor Augen, die bis in die Gegenwart hinein wirkt. Hexenverbrennungen legten die Grundlagen einer patriarchalen Gesellschaft, die bis heute Lynchmorde gegen »Abweichler*innen« und »Eindringlinge« als legitime Abwehr rechtfertigt.
Foto: © Egbert Trogemann, VG Bild-Kunst Bonn

Installation, 2013
Seit 2017 hat Regina José Galindo in öffentlichen Räumen unterschiedlicher Städte der Welt diesen Satz präsentiert. In der Sprache der biblischen Gebote ist der Satz Kritik und Aufforderung zugleich und eindeutig in der Aussage: Du sollst nicht vergewaltigen! Im Gegensatz zu Mord, Diebstahl, Lüge und Gotteslästerung ist sexuelle Gewalt bis heute nicht in den moralischen Kodex kollektiver Ächtung aufgenommen. Der zunächst selbstverständlich anmutende Satz macht dies eindrücklich deutlich.
Regina José Galindo No violarás (Du sollst nicht vergewaltigen), 2013, Courtesy the artist
Foto: © Egbert Trogemann, VG Bild-Kunst Bonn

Video, 2013
Die Performance von 2013 nimmt Bezug auf den Prozess gegen den guatemaltekischen Präsidenten Ríos Montt, der im gleichen Jahr wegen Völkermordes und Verbrechen gegen die Menschlichkeit verurteilt wurde. Die Anhörungen legten die Gräueltaten offen, die während 36 Jahren in Guatemala insbesondere gegen die indigene Bevölkerung verübt wurden. »– Wie haben sie die Menschen getötet – fragte der Strafverfolger. – Zuerst ordneten sie dem Baggerfahrer an, ein Loch zu graben. Später parkten die mit Menschen beladenen Lastwagen vor der Pinie, und einer nach dem anderen stieg aus den Lastwagen aus. Sie haben sie nicht erschossen. Sie stachen mehrmals mit einem Bajonett auf sie ein. Sie schlitzten ihre Brust mit Bajonetten auf bis sie tot in die Grube fielen. Als die Grube voll war, ließen sie den Bagger auf die toten Körper in die Grube fallen.«
Foto: © Egbert Trogemann, VG Bild-Kunst Bonn
Regina José Galindo, geboren 1974, lebt und arbeitet in Guatemala. Ihre Arbeiten wurden international ausgestellt, u.a. auf der La Biennale di Venezia (2001, 2011), der Shanghai Biennale (2016) und der documenta 14 (2017). 2005 wurde Galindo in Venedig mit dem Leone d'Oro ausgezeichnet.
Performer*innen:
Regina Jóse Galindo
Nika Mišković
Soraya Reichl
Vernesa Berbo
Charly Machin
Nikola Breme