Marta Górnicka

Werk

KONSTYTUCJA NA CHÓR POLAKÓW
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2016, Video

Marta Górnicka versammelte über 50 Menschen vom »linken« und »rechten« Flügel des politischen Konflikts in Polen: Schauspielerinnen, Fußballfans, Mitgliederinnen des Strzelec-Waffenverbandes, Christinnen, Vietnamesinnen, Jüdinnen, den Chor der Frauen, Musliminnen, Flüchtlinge, Menschen mit Down-Syndrom, Rentner*innen und Kinder. Die Uraufführung von Verfassung für einen polnischen Chor fand im Nowy Theatr in Warschau am 1. Mai 2016 statt, dem internationalen Tag der Arbeit, zu einer Zeit, die durch den Aufruhr um den Verfassungsgerichtshof geprägt war. Marta Górnicka reagierte auf diese Krise mit einer kraftvollen Geste: Sie zeigte auf, dass die polnische Verfassung kein Projekt einer ethnisch homogenen Gruppe ist, sondern das einer sehr vielfältigen Gemeinschaft von Individuen.

Hymne an die Liebe
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Hymne an die Liebe, Theaterstück, 2017

Ein Stück über Europa, das die Reihen festigt und schreit: Gebt uns unser Land zurück! Polen schließt sich eifrig diesem Chor an.

Hymne an die Liebe ist der dritte Teil des europäischen Triptychons (M)OTHER COURAGE von Marta Górnicka. Das Bild eines KZ-Orchesters und der Holocaust werden zum Ausgangspunkt einer Auseinandersetzung mit den erstarkenden nationalistischen Tendenzen in Europa und der Flüchtlingskrise. In ihrem Libretto zu Hymne an die Liebe demonstriert sie die brutale Sprache der heutigen Politik: Sie verweist auf die im Internet um sich greifende Sprache des Hasses, zitiert Erklärungen von Politikern sowie Aussagen von Fundamentalisten und Terroristen (u. a. Ausschnitte aus Anders Breiviks Manifest 2083 - Eine Europäische Unabhängigkeitserklärung und Ansprachen von Abu Bakr al-Baghdadi und Osama bin Laden) und konfrontiert sie mit Pop-Songs und patriotischen Liedern. Sie verwendet musikalische und rituelle Strukturen, bedient sich Volkslieder und Gebetstexte, um am Ende die Frage zu stellen, in welche Richtung uns das sich aus ihnen zusammenfügende Lied führt.

»In Hymne an die Liebe komponiere ich ein fürchterliches ›Nationalgesangsbuch‹. Ich glaube, dass der Chor als Gemeinschaftsfigur zeigen kann, wie die unbewussten Gemeinschaftsmechanismen funktionieren. Sein Lied enthüllt die Grausamkeit einer Gemeinschaft, die in der Liebe zum Vaterland verbunden ist, in dem es ausschließlich eigene Leute gibt. Solch eine Liebe ist eine perverse Realisierung des Gebotes ›Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst!‹. ›Ihr müsst mich für meine siebenundsiebzig Opfer anbeten‹, fordert Anders Breivik, ›Einsätze, wie der meine, retten hunderttausende Wesen, die sonst bei den kommenden Bürgerkriegen verschwinden würden. Ich bringe die Welt in Ordnung. Ich komme, um zu heilen‹. (Marta Górnicka)

Am 12.11. im Anschluß an die Vorführung 20:30 Uhr Publikumsgespräch

Marta Górnicka gründete mit Unterstützung des Warschauer Theaterinstituts den Chor der Frauen und zeigte 2010 ihre erste Inszenierung Hier spricht der Chor in Warschau. Ihre Inszenierungen Magnificat und Requiemachine gastierten weltweit.