András Dömötör
Werk
Attila, der Hunnenkönig, ist ein blutiges Biest, das Europa zerstört hat. Im Westen als Archetyp des Bösen verteufelt, sehen ungarische Nationalisten in Attila den idealen König: Ein Held, der ein enormes Reich zusammengehalten hat, ein Rächer seines Volks – die Geißel Gottes! Und jetzt kommt er zurück, um zu klären, was Osten und was Westen heißt, und wer mit Recht zu Hause lebt, hier in Europa! Der Budapester Regisseur András Dömötör treibt die nationalistisch-ungarische Utopie der Rückkehr des Hunnenkönigs auf die Spitze.
»Ich liebe es, wenn Menschen aus der Dunkelheit hervortreten.« David Lynch
Man verliert leicht die Zuversicht, schaut man auf das politische und kulturelle Europa der Gegenwart. Mephistoland ist ein Horrorszenario, ist eine Vision und doch schon Realität. Denn hier proklamieren Theaterintendanten eine »gesunde, nationalistische« Kultur; hier herrschen wieder Homophobie und Antisemitismus und gigantische Heiligenstatuen werden als Glaubensbekenntnisse einer neuen Zeit errichtet. Hier grassiert die Schizophrenie, Regisseure verlieren den Verstand, Schauspieler wechseln ihr Wesen, das Land und Theaterbesucher sperren sich hungerstreikend in Käfige…
Eine Theatertruppe im Ausnahmezustand, weil sie weiß: Die Zeit des Spiels für das Spiel ist bald vorbei. Der gefürchtete Ministerpräsident beruft einen Freund zum Intendanten ihres Hauses, der die Aufgabe des Theaters darin sieht, den seelischen wie geistigen Aufschwung des gesamten Volkes zu befördern und zu beflügeln. Der Wind dreht sich, von nun ist kein Schutz mehr vor dem Hereinbruch der Politik in die Kunst möglich.
Der ungarische Regisseur András Dömötör inszeniert einen abgründig komischen Trip durch eine absurde Welt, in der sich Realität und Fiktion, Horror und Groteske munter paaren.
András Dömötör, geboren 1978 in Ungarn. Im Studio Я des Maxim Gorki Theater hat er Mephistoland inszeniert, sowie unlängst Attila the Hun(solo) and the laser sword. Regisseur am Katona József Theater und Schauspiellehrer an der Theaterakademie in Budapest, weitere Inszenierungen am Deutschen Theater Berlin, am Staatstheater Karlsruhe und am Schauspielhaus Graz.